Abschied im Wandel: Das neue Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz
Seit Oktober dieses Jahres hat sich in Rheinland-Pfalz etwas verändert. Kein großer Knall, keine Schlagzeilen, eher ein leises Umschalten in der Art, wie wir über Abschied sprechen. Ein neues Bestattungsgesetz – sachlich formuliert, aber doch mit spürbaren Folgen.
Ich merkte das besonders an einem Sonntagnachmittag im November, als ich auf dem Koblenzer Hauptfriedhof an einer Podiumsdiskussion in der Veranstaltungsreihe „Achsenwechsel“ teilnahm. Auf dem Weg dorthin spazierte ich über den Koblenzer Hauptfriedhof. Der Wind zog über die breiten Wege zwischen den Gräbern, trug den Geruch von feuchtem Laub mit sich. Als ich den Veranstaltungsort, die Friedhofskapelle am Hochkreuz betrat, bemerkte ich sofort die besondere Stimmung, eine Mischung aus Stille und erwartungsvollem Murmeln.
Zwischen Angst und Freiheit: Stimmen vom Podium
Nachdem die Podiumsgäste ihre Sicht auf das neue Bestattungsgesetz dargelegt hatten, begann die Diskussion. Eine ältere Dame in der ersten Reihe sagte mit ernster Stimme, sie fürchte, dass durch neue Möglichkeiten – Asche im Fluss, Diamanten aus Kremationsresten – das Gedenken an Verstorbene zu sehr zerstreuen könnte. Ein junger Mann antwortete, fast schon vorsichtig, dass er es gut finde, wenn Menschen nun freier entscheiden dürfen, was zu ihnen passt.
Ich saß dazwischen, hörte zu, sah Kopfnicken und Stirnrunzeln, und dachte unweigerlich an meine Arbeit als Freie Rednerin.
In Trauergesprächen stelle ich oft die gleiche Frage:
Was hätte sich der verstorbene Mensch für seine Lebensabschiedsfeier gewünscht?
Meist herrscht dann zunächst Unsicherheit.
„Darüber haben wir eigentlich nie gesprochen. Ich glaube, sie mochte keine großen Gesten.“.
So höre ich es oft.
Wenn Abschied persönlich wird: Gedanken aus der Trauerpraxis
Und dann – fast immer – beginnt eine gemeinsame Suche. Die Angehörigen erinnern sich an kleine Bemerkungen, an stille Gewohnheiten, an Dinge, die der Person wichtig waren. So entsteht nach und nach ein Bild. Nicht geplant, nicht perfekt – aber ehrlich.
Als ich nach der Veranstaltung wieder draußen stand, ließ ich den Blick über die alten Bäume schweifen und dachte, wie selten wir über unser eigenes „Danach“ sprechen. Dabei könnte gerade das helfen: rechtzeitig zu überlegen, was wir wollen, wem wir etwas hinterlassen möchten, und wie unser Abschied einmal aussehen könnte.
Über den Abschied reden – ohne Druck, aber mit Mut
Das neue Gesetz zwingt niemanden, andere Wege zu gehen. Aber es öffnet welche.
Und vielleicht lädt es uns dazu ein, schon jetzt damit anzufangen, uns über unseren eigenen letzten Weg Gedanken zu machen – ohne Angst, ohne Druck, einfach als Teil des Lebens.
Vielleicht beginnt Veränderung manchmal genau so: leise, unspektakulär und in Gesprächen, die nachklingen.
Über das Ende offen sprechen, mit den Menschen, die uns nahestehen – das ist doch schon mal ein guter Anfang.
Fotos: Bettina Manuela Hambuch



