Acht tolle Traurituale – von klassisch bis außergewöhnlich
Der Einstieg in die Zeremonie ist geglückt. Sowohl Hochzeitspaar als auch Gäste haben gelacht, geweint, bereits selbst ein paar Worte gesagt und sitzen nun erwartungsvoll auf ihren Stühlen.
Natürlich im Schatten.
Alles ist perfekt.
Alles?
Die symbolische Handlung steht an. Das Paar greift sich jeweils einen Behälter und fängt an zu schütten. Die Sandzeremonie.
Es muss nicht immer Sand sein
Hmmm… joa… ganz nett. Aber irgendwie auch nicht so richtig außergewöhnlich, individuell und kreativ, oder? Mindestens acht Gäste haben das vorher bereits bei der Hochzeit von Sabine und Jürgen aus Hintertupfing miterlebt und fangen auch schon an, sich, über diverse andere Anwesende und Reihen hinweg, darüber zu unterhalten.
Und nun passiert etwas, das wir auf gar keinen Fall wollen: Die Gäste langweilen sich, werden unruhig und die Atmosphäre geht flöten.
Welche Alternativen gibt es?
Wer kennt es nicht? Ihr habt ein Erstgespräch, erklärt kurz die symbolische Handlung und das Paar winkt erst einmal ab: „Ah.. nein, ich glaub das is‘ nix für uns.“
Ich gebe zu: auch ich habe das zu Beginn meiner Ausbildung noch gedacht.
Inzwischen weiß ich wie schön und wichtig die symbolische Handlung für den Verlauf der Trauzeremonie ist: Sie lockert die Zeremonie auf, bietet Abwechslung, aber ist auch die perfekte Möglichkeit, alle Gäste sowie das Hochzeitspaar miteinzubeziehen und dem Paar eine Erinnerung an ihre Freie Trauung mit nach Hause zu geben.
Deshalb sehe ich es inzwischen als Herausforderung, immer wieder neue, außergewöhnliche und weniger bekannte Traurituale zu finden, oder auch gemeinsam mit meinen Paaren zu kreieren.
Denn auch da sind uns ja bekanntlich, wie bei der gesamten Freien Trauung, kaum Grenzen gesetzt und es gibt garantiert für jedes Paar das Passende.
Zeitkapsel
Erhält die Spannung
Lasse die Gäste vor Beginn der Hochzeit persönliche Wünsche an das Hochzeitspaar verfassen. Die Betonung liegt auf „persönlich“. Verdeutliche den Anwesenden, dass wir alles, was bereits auf Sabine und Jürgens Hochzeit erwähnt wurde oder hätte erwähnt werden können, noch einmal umformulieren und personalisieren.
Das Brautpaar fertigt im Vorfeld ihre Zeitkapsel der Wahl an. Diese besteht aus einem Behältnis (Schatzkiste, Weinkiste, etc.), in der sich etwas befindet, das dem Paar wichtig ist. Dies kann der Lieblingsdrink sein, etwas das mit einem gemeinsamen Hobby von Braut oder Bräutigam und Braut oder Bräutigam zu tun hat, oder auch einfach zwei Dinge mit denen sich die beiden gegenseitig beim Öffnen der Zeitkapsel eine Freude machen möchten.
Im Rahmen der symbolischen Handlung werden die Wünsche der Gäste eingesammelt, in das Behältnis gelegt und dieses dann gemeinsam vom Paar verschlossen.
Einige Zeit nach der Hochzeit, zum Beispiel am ersten oder fünften Jahrestag, öffnet das Paar die Kiste gemeinsam, trinkt den Wein und liest sich dann die Wünsch ihrer Familien und Freunde durch.
Gemeinsames Bild
Auch für künstlerisch Unbegabte
Verteile vor der Trauzeremonie Schürzen und Handschuhe an alle Gäste und bitte sie schonmal alles anzuziehen. Bereits jetzt entstehen wunderbare Bilder – sag‘ auf jedem Fall auch Fotografen und Videografen vorher Bescheid, damit hier nichts verpasst wird.
Während des Trauurituals darf nun jeder Gast mit flüssiger Acrylfarbe einen auf einer Staffelei stehenden Keilrahmen von oben begießen. Tipp: Lasst nicht mehr als vier Farben verwenden.
Achtet außerdem unbedingt darauf, dass der Untergrund, auch im Freien, ausreichend geschützt ist.
Wunschpuzzle
Perfekt für Familien
Lege vor Beginn der Trauung Puzzleteile aus und lasse diese von den Gästen mit individuellen Wünschen beschriften.
Im Rahmen der symbolischen Handlung werden die Puzzleteile dann eingesammelt und anschließend vom Hochzeitspaar zusammengesetzt.
Wer nicht gerne puzzelt kann stattdessen die Wünsche auch auf kleine Holzplättchen schreiben lassen, die dann vom Brautpaar in einen stehenden Glasrahmen geworfen werden.
Hier findest Du übrigens 13 wundervolle Rituale für das Kinderwillkommensfest.
Cocktail mixen
Um die Party schon früh zum Laufen zu bringen
Alles, was Braut und Bräutigam von diesem Trauritual mit nach Hause nehmen ist schlimmstenfalls ein dicker Schädel – trotzdem macht es einen Riesenspaß und führt dazu, dass sich das Paar für den Rest seines Lebens beim Cocktailtrinken an ihre Hochzeit erinnert. Und auch für die Gäste ist hier bestens gesorgt.
Das Paar mixt während der symbolischen Handlung einen ganz individuellen Cocktail (unbedingt vorher mal ausprobieren!) und schenkt ihn dann seinen Gästen aus.
Alternativ kann vom Paar auch eine Kräuter- oder Teemischung kreiert, abgepackt und dann als Gastgeschenk verteilt werden.
Wunschbaum
Wie Baumpflanzen nur cooler
Lasse die Gäste vor Beginn der Zeremonie ihre Wünsche auf ein vorgefertigtes Blatt Papier (z.B. in Form eines Blütenblatts – Vorlage gibt’s u.a. hier ) mit Schlaufe schreiben. Im Rahmen der symbolischen Handlung pflanzt das Paar den Baum ein, während die Wünsche eingesammelt werden, und schmückt ihn anschließend damit.
Kann bei Bedarf problemlos angepasst werden, indem zum Beispiel mehr Leute schmücken oder der Baum bereits vor der Zeremonie eingepflanzt wird.
Branding
Weg vom Sand – hin zum Brand
Lege vor der Zeremonie gelochte Blätter aus und lasse die Gäste während der organisatorischen Ansagen ihre Wünsche darauf schreiben.
Im Rahmen der symbolischen Handlung werden die Blätter dann eingesammelt und in eine Echtledermappe geheftet, die im Anschluss vom Paar gemeinsam gebrandet wird. Hierfür eignen sich die Initialen, ein Familienwappen, oder ein kurzer Nachname.
Personalisierte Brandstempel kann man z.B. hier erwerben.
Mosaik-Untersetzer
Basteln und Handwerken in Einem
Lasse vor der Zeremonie Mosaiksteine von den Gästen bemalen und, um Zeit zu sparen, auch schon einsammeln. Während der symbolischen Handlung beklebt das Paar gemeinsam ein oder zwei Mosaikfliesen, die sie dann zuhause als Getränkeuntersetzer oder Wanddeko verwenden können.
Hierfür gibt es spezielle Bastelsets zu kaufen – zum Beispiel hier .
Lesetipp: Freie Trauung planen & organisieren – Tipps + Checkliste
Brautstrauß binden
Crowdsourcing für die Essentials
Hier muss das Paar bereits im Vorfeld aktiv werden und den Gästen mitteilen, dass jede Person eine Blume und/oder Bindegrün mitbringen soll (es kann natürlich auch genau aufgeteilt werden, wer was mitbringt).
Lasse die Blumen gerne bereits während der organisatorischen Ansagen einsammeln und auf eine Länge kürzen, damit es nachher schneller geht.
Im Rahmen der symbolischen Handlung bindet das Paar, bei Bedarf mit Hilfe der Trauzeuginnen und Trauzeugen, den Strauß.
Anleitungen hierzu finden sich überall im Internet, z.B. hier .
Wichtig: Das Binden sollte vom Paar vorher ein paar Mal geübt werden, damit die Handgriffe sitzen und der Vorgang nicht zu lange dauert.
Es gibt für jedes Paar die passende symbolische Handlung
Du siehst, die Trauritual-Welt hat noch einiges mehr zu bieten als nur Sand.
All diese Ideen und Rituale kann man natürlich noch beliebig variieren und beispielsweise mit Hobbies oder Leidenschaften des Paares kombinieren.
Wichtig für eine gelungene symbolische Handlung sind dabei nur drei Dinge:
- Sie sollte nicht länger als eine Liedlänge dauern, sonst werden die Gäste schnell unruhig oder langweilen sich und sowohl Aufmerksamkeit als auch Atmosphäre verabschieden sich.
- Es sollten möglichst alle Gäste beteiligt werden.
- Das Paar sollte am Ende etwas als Andenken mit nach Hause nehmen können.
Wenn Du all dies beachtest, findest Du für jedes Hochzeitspaar die passende symbolische Handlung, mit der sich auch die Gäste wohlfühlen.
„Ich glaub‘ das is‘ nix für uns“ zieht jetzt nicht mehr, denn wer kann bei solch genialen Vorschlägen schon „nein“ sagen?
Sabine und Jürgen aus Hintertupfing vielleicht… aber die hatten ihr Sandritual ja auch schon.
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Bis dann,
Tina
Autor*in
Tina ist seit 2022 Freie Rednerin. Als ehemalige Englischlehrerin und Übersetzerin haben es ihr vor allem die zweisprachigen Zeremonien angetan. Abwechslung ist ihr sehr wichtig – deshalb achtet sie bei ihren Reden darauf, dass vom herzlichen Lacher bis hin zu den Tränen der Rührung alles mal dabei ist. Langweilig wird es bei ihr nie. „Wenn der Bräutigam schon nach meiner Einleitung Tränen in den Augen hat, weiß ich: das wird gut!“
Fotorechte:Sandritual: natalia_nail (Pixabay), Weinkiste: tookapic (Pixabay), Acrylbild: stux (Pixabay), Cocktail: landersb (Pixabay), Wunschbaum: congerdesign (Pixabay), Brautstrauß: StockSnap (Pixabay), Hochzeitspaar: NGDPhotoworks (Pixabay)
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